Historie – Aktivitäten von Team-Mitgliedern in den 1980er Jahren

Der NATO-Doppelbeschluss vom 19.12.1979 führte Anfang der 1980er Jahre zur Stationierung von Mittelstreckenraketen (z.B. Pershing II) in Europa. Die gegenseitige Bedrohung mit Atomraketen hat sich damit zu Beginn der 1980er Jahre erheblich verstärkt. Dies führte zu einem Erstarken der Friedensbewegung mit sehr großen Demonstrationen.

Nachfolgend werden einige Aktionen von Mitgliedern unseres Teams in dieser Phase kurz beschrieben.

Die IJCAI (International Joint Conferences on Artificial Intelligence, siehe www.ijcai.org) ist die weltweit größte und wichtigste Konferenz für Künstliche Intelligenz (KI) mit bis zu 7000 Teilnehmern. 1983 fand diese Konferenz in Karlsruhe statt und wurde von Jörg Siekmann organisiert. Zusätzlich zum Vortragsprogramm gab es auch eine Industrie-Ausstellung mit KI-Anwendungen. Dort wollte auch ein amerikanisches Unternehmen ausstellen, das die Pershing II mit automatischer Bilderkennung zur Zielsteuerung entwickelte. Jörg Siekmann, der Organisator dieser Konferenz hatte damals aber durchgesetzt, dass keine militärischen Anwendungen gezeigt werden durften. Das amerikanische Unternehmen hat daraufhin seine Teilnahme ganz abgesagt und der Stand blieb leer, ein Schild am leeren Stand wies auf die Gründe hin. Dieser Vorgang fand auch ein großes Presse-Echo.

Jörg Siekmann gehörte auch zu den 5 Professoren, die 1983 eine Verfassungsklage „gegen den Betrieb von Frühwarn- und Entscheidungssystemen für atomare militärische Auseinandersetzungen in Europa“ eingereicht hatten. Auch hierüber hatte die Presse ausführlich berichtet. 

Mitarbeiter und Professoren eines Forschungsprojektes geleitet von Jörg Siekmann hatten 1983 einen Brief an jeden Bundestagsabgeordneten gesendet, indem sie vor einem Atomkrieg aus Versehen durch Computerfehler warnen (www.fwes.info/Brief-MdBs-1983.pdf ). Da es in der Arbeitsgruppe auch Projekte zur Programmverifikation (Beweis einer Korrektheit von Software) gab, konnte Argumenten zur Sicherheit von Frühwarnsystemen widersprochen werden. Zu den Initiatoren dieser Aktion gehörte Karl Hans Bläsius, damals Doktorand bei Jörg Siekmann. Viele der damaligen Bundestagsabgeordneten hatten diesen Brief beantwortet  und in  der Bundestagsdebatte zur Nachrüstung am 22. November 1983 ging Willy Brandt in seiner Rede auf diesen Brief ein und hat die Abgeordneten ermahnt, diese Argumente zu beachten (http://dip21.bundestag.de/dip21/btp/10/10036.pdf , Seite 2506, rechte Spalte oben).

Als Reaktion auf diesen Brief hatte das SPD-Bundestagsmitglied Peter Paterna die Arbeitsgruppe an der Universität Karlsruhe besucht und um Unterstützung für eine geplante Verfassungsklage von SPD-Mitgliedern gegen die Nachrüstung mit Mittelstreckenraketen gebeten. Er hat die Verfassungsklage der Grünen sowie eine Argumentationsskizze für eine Verfassungsklage von SPD-Mitgliedern bereitgestellt und Karl Hans Bläsius hat ihm Stellungnahmen dazu aus Sicht der Informatik geliefert.

In der Folgezeit hatten Karl Hans Bläsius und Jörg Siekmann sich weiterhin intensiv mit dem Thema „Frühwarn- und Entscheidungssysteme“ befasst und mehrere Veröffentlichungen zu diesem Thema erstellt, einer dieser Artikel ist im Informatik-Spektrum erschienen (www.fwes.info/FWES-1987.pdf ).